symbolsk ignorering av fakta

From: Karsten Johansen (kvjohans@online.no)
Date: Thu May 18 2000 - 19:43:40 MET DST


Katastrofen i Enschede skyldtes at politikere som vanlig er ignorerte
forskeres advarsler (de mente sikkert det bare var "dommedagsprofetier"
og "pessimisme") mot uforsvarlig lagring av fyrverkeriet.

Disse politikere var "teknologioptimister".

De kan stå symbolsk for hele den politiske klasses og den øvrige
herskende klasses forhold til forskeradvarsler her på terskelen til
klimakatastrofenes århundre.

Karsten Johansen

Fra dagens "taz":

Forscher warnten, Stadt ignorierte

Vor der Explosion von Enschede erlaubte die Stadtverwaltung die Lagerung von
zusätzlichen elf Containern mit Feuerwerksmaterial

aus Amsterdam HENK RAJER

Jan Mans, Bürgermeister der Katastrophenstadt Enschede, wird immer
einsilbiger. Er und sein Vize Ed Helder haben allen Grund dazu. Je mehr
Versäumnisse ihrer Verwaltung ans Licht kommen, desto näher rückt der
Zeitpunkt, zu dem sie die politische Verantwortung für die
Feuerwerksexplosion in der ostniederländischen Stadt werden übernehmen
müssen. Bis gestern waren 16 Tote und 644 Verletzte zu beklagen.

Sprach Vizebürgermeister Helder am Dienstag noch von drei Schiffscontainern,
für die seine Verwaltung 1997 der Firma S. E. Fireworks eine Genehmigung
erteilt hätte, so waren es gestern schon deren vierzehn. Die Genehmigung für
die Ausweitung ihrer Lagerkapazität um elf weitere Container erhielt die
Firma, deren Geschäftsführer seit dem Inferno vom letzten Samstag abgetaucht
sind, im Jahre 1999.

Und das, obwohl nach einer Untersuchung des Amtes für Angewandte
Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) in Delft seit 1997 auch den Behörden
in Enschede hätte bekannt sein müssen, dass die Lagerung von Feuerwerk in
Containern statt in Bunkern lebensgefährlich ist. Bricht in unmittelbarer
Nähe eines solchen Behälters mit Feuerwerk ein Brand aus, so die TNO-Studie,
könne das darin gelagerte Feuerwerk durch die enorme Hitzeentwicklung schon
binnen vier Minuten in die Luft gehen.

Die Container, für die die Stadt Enschede der Firma S. E. Fireworks
Genehmigungen erteilte, verfügten nicht über brandabwehrende Betonplatten,
die ein Überspringen des Feuers auf die Lagerbestände um mindestens eine
Stunde hätten verzögern können. Ein solcher Container, heißt es in der
TNO-Studie, habe im Falle eines Brandes die Wirkung einer Bombe.

Die Ergebnisse der TNO-Studie, die von der Regierung der Provinz Limburg in
Maastricht in Auftrag gegeben worden war, sind 1997 im Umweltfachblatt
Handhaving lang und breit diskutiert worden. Viele Kommunen haben damals
nach Gesprächen zwischen Feuerwerksexperten von Polizei, Armee und
Gemeindeämtern beschlossen, die Lagerung von Feuerwerk in Schiffscontainern
zu verbieten.

Wieviel Ignoranz gehört dazu, derart dringende Empfehlungen in den Wind zu
schlagen. In der Regel beraten Sachverständige aus dem
Verteidigungsministerium die Gemeinden in der Frage der Lagerung von
Feuerwerk. Und obwohl dieses Ministerium seit längerem generell von einer
Lagerung in Schiffscontainern abrät, berufen sich die Verantwortlichen der
Stadt Enschede jetzt auf die Empfehlung eines inzwischen zwangsbeurlaubten
Militärs aus dem Jahre 1998.

Der Major in Diensten eines Beratungsbüros für Umweltgenehmigungen beim Heer
soll nach Recherchen der Wochenzeitung Vrij Nederland in der Branche dafür
bekannt gewesen sein, dass er Genehmigungen "schnell und unbürokratisch
regelte". Die Staatsanwaltschaft in Arnhem hat inzwischen Ermittlungen gegen
den Mann eingeleitet.

Nach wie vor sucht das Katastrophenidentifizierungsteam (RIT) in Enschede
nach Vermissten; ihre Zahl liegt zwischen 200 und 300. Ähnlich wie
Bürgermeister Jan Mans gibt sich RIT-Chef De Jong wortkarg. Nur widerwillig
räumte er am Dienstagabend ein, dass inzwischen Leichensäcke zu jenem
Gelände verbracht worden seien, wo seine Mitarbeiter zwischen Schutt und
abgebrannten Autos "Fragmente menschlicher Körper" gefunden hätten.

Und: "Ich befürchte, dass sich deren Zahl in den kommenden Tagen erhöhen
wird."

taz Nr. 6145 vom 18.5.2000 Seite 8 116 Zeilen TAZ-Bericht HENK RAJER



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