politiprovokatører i Genova

From: Karsten Johansen (kvjohans@online.no)
Date: 23-07-01


Il Manifestos journalist og flere andre har sett rådslagninger mellom
medlemmer av den såkalte "svarte blokk" av "autonome" og italiensk politi.

Politiets storm på pressesentre i Genova hadde til formål å beslaglegge
videos og annet som viser politiets samarbeid med provokatører. Som
også er dokumentert fra Gøteborg hvor nazi-provokatører kom og gikk
uhindret av politiet.

Å påstå at italiensk politi ikke skulle vært "forberedt" på uro er latterlig
løgn. Fritt spill for destruktive uromakere inngikk i Berlusconi-mafiaens
plan for toppmøtet bak dets ny Berlinmur mot demokrati. Politiets taktikk
lyktes langt på vei. Målet er selvsagt å undergrave de siste rester av
demonstrasjonsfrihet, legalitet og "overnasjonal bevegelsesfrihet" for
motstandere av verdens herskere. Som neste gang skal hyre seg inn i et
amerikansk ørnerede i Rocky Mountains under beskyttelse av en pappagutt
som ble utnevnt av sine venner etter å ha fått under 25 pst. av stemmene
i "valg".

Karsten Johansen

http://www.taz.de/pt/2001/07/23/a0078.nf/text

Gewollte Gewalt

Zwei Tage lang war die Polizei unfähig, die Autonomen zu stoppen. Dies war
ihre Taktik

aus Genua MICHAEL BRAUN

"Dies ist die Antwort des Staates. Jetzt rächen sie sich an uns. Was hier
vorgeht, ist nicht nur beschämend, sondern auch verfassungsfeindlich." Noch
bleicher, noch angespannter als in den zwei Tagen zuvor ist das Gesicht
Vittorio Agnolettos, des Sprechers des Genoa Social Forums (GSF), als er am
Sonntag um ein Uhr nachts vor dem gerade von starken Polizei- und
Carabinieri-Einheiten gestürmten und besetzten Sitz seines
Anti-G-8-Bündnisses eintrifft.

Zum ersten Mal nach zwei Tagen der Gewalt zeigt sich die Polizei nicht
"überfordert", zum ersten Mal hat sie die Lage sicher im Griff.
Herbeigerufene Rechtsanwälte haben keine Chance, die Grundschule zu
betreten, die dem GSF als Lage- und Pressezentrum dient, und auch der
italienische Parlamentsabgeordnete Gigi Malabarba wird von den Carabinieri
rüde zurückgestoßen, die mit einem dichten Kordon die "Scuola Diaz"
hermetisch abriegeln.

So effizient hatten sich die Sicherheitskräfte während der Ausschreitungen
am Freitag und am Samstag nie gezeigt. Genua erlebte zwei Tage Stadtguerilla
mit schrecklicher Bilanz: Ganze Zonen der Stadt wurden verwüstet, hunderte
teils schwer Verletzte in die Krankenhäuser eingeliefert, und ein junger
Demonstrant starb, getötet durch eine Carabinieri-Kugel. Zu keinem Zeitpunkt
zeigte sich die Polizei als Herr der Lage über den Schwarzen Block, obwohl
sie sich ganz gewiss nicht auf die Entschuldigung der Göteborger Kollegen
zurückziehen konnte: sie sei auf die Ausschreitungen nicht vorbereitet
gewesen.

Mit wochenlangem Vorlauf nämlich hatte eine Militarisierung Genuas
stattgefunden. Mehr als 20.000 Polizeibeamte wurden in der Stadt
zusammengezogen. Hunderte Hausdurchsuchungen, tausende Personenkontrollen
fanden statt, und der Altstadtkern wurde in einen von schwer bewaffneten
Polizisten bewachten Käfig verwandelt. Die "rote Zone" hat gehalten - sonst
aber ist vom offiziellen Konzept, "die friedlichen Demonstranten zu schützen
und die Gewalttäter dingfest zu machen", nichts geblieben. An diesem Maßstab
gemessen, hat die Polizei total versagt.

Aber war es wirklich Versagen? War es nur Unfähigkeit, wenn die Einsatzstäbe
sich bei ihren Gewaltszenarien allein auf die Tutte Bianche konzentrierten,
die "weißen Overalls", die zum Eindringen in die rote Zone aufgefordert
hatten, dabei aber zugleich den Verzicht auf Steine und Mollis angekündigt
hatten. Niemand in Italiens Polizeiführung interessierte sich dagegen für
den Schwarzen Block - Zufall?

Daran mag Luca Casarini von den Tutte Bianche nicht glauben. Die Polizei
habe die "Schwarzen" vollkommen ungehindert gewähren lassen, erklärte er
schon am Freitagabend nach den Ausschreitungen. Und Vittorio Agnoletto wies
darauf hin, dass die kleinen Trüppchen von der Polizei nie attackiert
wurden, wenn sie allein durch die Stadtviertel zogen. Kaum aber hatten sie
einen der zahlreichen Kundgebungsplätze des GSF erreicht -
Kundgebungsplätze, die die Schwarzen systematisch einen nach dem anderen
aufsuchten -, dann flogen die Tränengasgranaten in die tausenden friedlicher
Demonstranten.

Dieses Vorgehen funktionierte perfekt: Die abziehenden Anarchos zeigten den
fliehenden Globalisierungskritikern den Stinkefinger, und die Polizei trieb
unterschiedslos alle, die ihr in den Weg kamen, zu Paaren. "Ich selbst sah,
wie ein Grüppchen vollkommen friedlicher Demonstranten von zahlreichen
Beamten umringt und mit den Schlagstöcken blutig geschlagen wurde", erzählt
eine Journalistin der italienischen Nachrichtenagentur "Dire".

Manchmal allerdings agierte die Polizei auch, ohne dass zuvor randalierende
Autonome auftauchten: Als die Kundgebung auf der Piazza Dante sich schon
auflöste und die Teilnehmer abmarschierten, wurden sie mit dichten
Tränengasschwaden und Knüppeleinsätzen verabschiedet.

Die Zange der Gewalt, die darauf zielte, den Anti-G-8-Protest des breiten
GSF-Bündnisses im wahrsten Sinne des Wortes zu zerschlagen, funktionierte
auch am Samstag wieder. "Wo war die Polizei während unserer
Großdemonstration, was hat sie unternommen, um das Eindringen der Schwarzen
zu verhindern?"

Luca Casarinis Frage kommt zu Recht. Weit und breit war rund um die rund
100.000 Globalisierungskritiker zählende Demo keine Polizei in Sicht, und so
sehr sich das Gros der Protestierer bemühte, die Leute des Schwarzen Blocks
mit Sprechchören wie "Mörder raus!" aus ihrem Zug zu drängen, so erfolglos
war das Bemühen. Wieder konnten die Schwarzen im Schutz der friedlichen
Demonstranten brennende Barrikaden errichten und den ganzen Osten der Stadt
in eine Kampfzone verwandeln, und wieder schlug die Polizei unterschiedslos
gegen die gesamte Demo zu. "Ich war am Zugeende", berichtete ein Sanitäter
des GSF, in einem Block von Pax Christi und katholischen
Basisgemeinschaften. "Wir waren noch auf der Strandpromenade. Bei uns war
weit und breit kein Randalierer - aber plötzlich beschoss uns die Polizei
von einem Schlauchboot aus mit Tränengas."

Angesichts dieser Dynamik der Ereignisse wollen die Tutte Bianche nicht mehr
an Zufall glauben. Casarini: "Wir haben dutzende Beweise, dass auch
Infiltrierte am Werk waren, Fotos von Schwarzgekleideten zum Beispiel, die
mit Knüppeln bewaffnet eine Carabinieri-Wache verlassen." Auch eine
Manifesto-Journalistin erklärte im Gespräch, sie habe schon am Freitag fünf
Schwarze gesehen, die unweit der Kampfzone mit einem
Carabinieri-Unteroffizier gesprochen hätten.

Vor diesem Hintergrund gewinnt auch der sonntägliche Sturm auf das
GSF-Zentrum für Vittorio Agnoletto Sinn. "Das ist ein Racheakt", erklärt er
knapp, "ein Racheakt dafür, dass wir die Verantwortlichen beim Namen
nennen." Es ist aber wohl mehr - die Polizeiführung sucht die Schuldfrage in
ihrem Sinne zu klären. Ausgerechnet beim GSF will sie nach Angehörigen des
Schwarzes Blocks gesucht haben, und ausgerechnet dort will sie fündig
geworden sein. Diejenigen, die zwei Tage lang durch die Stadt gehetzt worden
waren - sie selbst sollen die Gewalt organisiert haben, die der Polizei den
Anlass lieferten, den friedlichen Marsch der 100.000 zu zerschlagen. Eine
Interpretation, die wohl die Politik vorgegeben hat. Italiens
Ministerpräsident Silvio Berlusconi in seiner Abschlusspressekonferenz: "Es
gibt keine Distanz zwischen dem Genoa Social Forum und den Randalierern. Das
GSF hat die Autonomen geschützt und gedeckt."

taz Nr. 6503 vom 23.7.2001, Seite 3, 174 TAZ-Bericht, MICHAEL BRAUN



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