"den_nye_økonomien"s_korthus_ramler

From: Karsten Johansen (kvjohans@online.no)
Date: Thu Oct 19 2000 - 10:14:15 MET DST

  • Next message: Magnus Edgren: "Re: Aftenposten enda verre"

    Konkursene fortsetter i IT-bransjen. Illusjonene som mediene har spredt er
    de nå tause om. Bondefangerne holder kjeft. Omfordelingen av rikdommen
    og miljødeleggelsene går videre, mens underholderne finner seg nye
    likegyldige eller forløyede temaer.

    Karsten Johansen

    http://www.taz.de/tpl/2000/10/19.nf/text?Tname=a0121&list=TAZ_me&idx=2

    BÖRSEN, KURSABSTÜRZE UND DIE ERNÜCHTERTE MITTELSCHICHT

    Geld schwätzt, Reichtum flüstert

    Pech gehabt. "Meine ganzen Gewinne der letzten zwei Jahre sind futsch",
    seufzt ein Chatter auf www.wallstreet-online.de, wo sich die Börsenzocker
    regelmäßig über Erfolge und Misserfolge austauschen. Mit den Kursabstürzen
    am Aktienmarkt kommt bei den Anlegern Katerstimmung auf. Plötzlich wirkt die
    Börse unsexy. Vor allem aber wird klar: Der Glaube an den schnellen Reichtum
    war kein Zeichen von Informiertheit und Klugheit, sondern von Dummheit. Und
    das kränkt.

    Noch im Frühjahr dieses Jahres boomten Wirtschaftsmagazine, Fernsehsendungen
    mit Aktientipps verzeichneten hohe Einschaltquoten. Der Anteil der Aktionäre
    und Fondsbesitzer an der Bevölkerung verdoppelte sich von 8,9 Prozent im
    Jahr 1997 auf 17,7 Prozent im ersten Halbjahr 2000. Doch die Euphorie hatte
    streckenweise den Charakter einer Heizdeckenfahrt. Bald kursierten
    Geschichten über Börsenberater, die sich erst mal mit Aktien versorgten,
    bevor sie dieselben in ihren Beratungssendungen anpriesen und so die Kurse
    nach oben trieben. So genannte Gewinnwarnungen, also Ankündigungen von
    Unternehmen über einen bescheidenen Geschäftsverlauf, drückten ebenso wie
    der hohe Ölpreis die Kurse nach unten. Inzwischen dämmert vielen, dass der
    Aktienmarkt eine paradoxe Angelegenheit ist: In dem Moment, in dem die
    meisten aufgesprungen sind und die Ersten schon wieder verkaufen, machen
    sich die Kurse auf dem Weg nach unten.

    Money talks, wealth whispers: Der Spruch, mit dem sich die angelsächsische
    Oberschicht dereinst gegenüber den Emporkömmlingen abgrenzen wollte, passte
    auch auf die Partystimmung, die in den vergangenen Monaten an den deutschen
    Börsen in der Bundesrepublik herrschte. Die verflogene Börseneuphorie kann
    so auch als Chiffre für postindustrielle Aufstiegshoffnungen einer breiten
    Mittelschicht gelesen werden.

    Die Berichte über hohe Kursgewinne erzeugten für eine Mehrheit noch einmal
    die Illusion einer geradezu spielerisch sozial-mobilen Gesellschaft. In der
    Wirklichkeit hingegen hat die soziale Mobilität der Mehrheit längst nicht
    mehr die breite, verlässliche Dynamik wie in den Sechziger- und
    Siebzigerjahren, als die Facharbeiter in Großunternehmen mit stetigen
    Lohnzuwächsen und dem eigenen Häuschen rechnen konnten. Die Mittelschicht,
    die sich Telekom-Aktien und andere Wertpapiere gekauft hat, ist
    börsenernüchtert. Die Reichen bleiben selbstverständlich reich. Und wer gar
    nicht mitspekulieren konnte, darf ein bisschen schadenfroh sein. Geld ist
    eben doch unsexy. Und das wiederum ist nur gerecht. BARBARA DRIBBUSCH

    taz Nr. 6274 vom 19.10.2000, Seite 11, 56 Zeilen Kommentar BARBARA DRIBBUSCH



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