desPutin på atomkursen

From: Karsten Johansen (kvjohans@online.no)
Date: Sun May 28 2000 - 14:14:36 MET DST


Som ledd i utviklingen av et modernisert markedsdespoti i Russland arbeider
Putin-regimet mot å gjøre Russland til verdens og spesielt EUs atomdass.

EU forholder seg taus om dette, selvfølgelig. Hva tror dere Blæren
forhandlet med Putin om?

Norske aviser tier om dette. Men Bellona bør vel trå til?
Nå trengs Nikitin.

Karsten Johansen

Fra lørdagens Taz:

Voller Energie auf Atomkurs

Öffentlich kaum beachtet, legte Russlands Atomminister ein ehrgeiziges,
teures Programm zum Ausbau der Atomwirtschaft vor

aus Moskau BARBARA KERNECK

Die russische Öffentlichkeit verfolgt zur Zeit die Sitzungen ihres
Ministerrates ganz gefesselt von einer Neuordnung des Steuersystems, die
dort verhandelt wird. Nur wenige Massenmedien registrierten überhaupt, dass
am Donnerstag auf einer solchen Sitzung Russlands Atomminister Jewgeni
Adamow ganz nebenbei ein neues Programm zur Entwicklung der russischen
Atomenergie in den nächsten fünfzig Jahren vorgelegt hat.

In den Fernsehnachrichten hieß es allgemein, die Regierung habe "einige
technische Fragen" der Atomenergie diskutiert. Dabei ist das der taz in
vollem Wortlaut vorliegende Programm nichts anderes, als ein Versuch,
Russland in Hinsicht auf seine atomare Sicherheit und seinen entsprechenden
Bewusstseinsstand für das nächste halbe Jahrhundert in die
Vor-Tschernobyl-Ära zurückzukatapultieren. Allem Anschein nach wird dieser
Versuch erfolgreich sein. Die Regierungsmitglieder waren von Adamows Vortrag
begeistert und sagten ihm volle Unterstützung zu.

Einen gewaltigen Zuwachs an Atomenergie in Russland soll unter anderem der
Bau von sechs neuen Atomkraftwerken garantieren. Insgesamt sollen sie dem
Land fünfzehn neue Reaktoren vom Wasser/Wasser-Typ bescheren, mit einem
Potenzial von je 1.000 Megawatttonnen (auf russisch WWER-1000). Da auch die
meisten der bereits bestehenden zehn Kraftwerke um neue Reaktoren bereichert
werden sollen, könnten wir dem Plan zufolge in den nächsten zwanzig Jahren
23 neue Atomreaktoren auf russischem Boden begrüßen.

Bis heute beträgt der Anteil des Atomstroms an der gesamten
Elektrizitätserzeugung in Russland nur 14 Prozent. Dies ist wesentlich
weniger als in vielen westlichen Ländern (in Frankreich sind es 76 Prozent,
in Japan 36 Prozent und in den Vereinigten Staaten 19 Prozent). Das Land
hätte also gute Chancen, sich von der Atomenergie völlig unabhängig zu
machen, falls es seine veralteten Wasserkraftwerke modernisierte,
alternative Energiequellen mobilisierte und mit einem Energiesparprogramm
begänne. Stattdessen wächst der Energieverbrauch weiter. Und in zwanzig
Jahren erwartet man gut 33 Prozent des benötigten Stromes von AKWs.

Die in Russland existierenden Atomkraftwerke wurden in den Jahren 1971 bis
1991 erbaut. Man teilt sie gewöhnlich in zwei Generationen ein, von denen
jede bisher etwa dreißig Jahre lang arbeiten sollte. Nun heißt es aber in
dem Dokument: "Atomkraftwerke sind kapitalaufwendige Projekte, deshalb
sollten sie über eine lange Nutzungsfrist verfügen". Weiter werden Gründe
dafür angeführt, die Nutzung der Reaktoren der ersten Generation auf vierzig
Jahre zu verlängern, und der Reaktoren der zweiten Generation auf fünfzig
Jahre.

Mit einem Wort, was lang währte, ist gut. Man erhält durch das Dokument den
Eindruck, dass russische Atomkraftwerke und krachlederne Reithosen über eine
gemeinsame Eigenschaft verfügen: Mit einer gewissen Patina werden sie immer
widerstandsfähiger. Die Autoren weisen darauf hin, dass Fälle
außerplanmäßiger Reaktorabschaltungen in Russland der Statistik zufolge
unter dem Weltdurchschnitt liegen. Fachleute melden aber Zweifel an den
Statistiken des russischen Atomministeriums an.

Über den Grundton des Dokumentes schreibt die Tageszeitung Nowye Iswestija:
"Es bezeugt den völligen und endgültigen Abschied von der Vorsicht, die
unsere Regierungen bisher dem atomaren Sektor gegenüber wahrten und es
zeigt, dass die Atomindustrie ihre ehemalige Macht voll und ganz wieder
zurückerhält." Besonders beeindruckt die Augenwischerei, deren sich die
Autoren in ihren Aussagen über die Folgen der Ansammlung atomarer Abfälle
befleißigen. Wenn man dem Dokument glauben darf, ist dieses Problem in
Russland völlig gelöst.

Dagegen weisen die Ökobewegungen des Landes immer wieder auf die
haarsträubenden Zustände auf den Atommüllhalden des Landes hin. In einem
Brief des damaligen Generalstaatsanwaltes Juri Skuratow an die Regierung vom
Juni 1998 wurde auf die gravierenden Mängel bei der Lagerung und
Wiederaufbereitung atomarer Abfälle im Lande hingewiesen. In keinem einzigen
Atomkraftwerk Russlands - hieß es da, sei die Anlage zur Konditionierung der
Abfälle noch intakt. Auf drei Wiederaufbereitungs-Unternehmen des
Atomministeriums, in Tscheljabinsk, Tomsk und Krasnojarsk, befänden sich
etwa 400 Millionen Kubikmeter Atommüll in offenen Gewässern.

Den Umgang mit diesen Abfällen will sich das russische Atomministerium in
den nächsten dreißig Jahren 3,6 Milliarden Dollar kosten lassen. "Diese
geringe Summe zeigt bereits, wie wenig ernst das Ministerium dieses Problem
nimmt", sagt Vladimir Sliwijak, ein Aktivist des Internationalen
Sozial-Ökologischen Bundes. Aber das große Geld benötigt die russische
Atom-Nomenklatura ja für andere Zwecke: für den Bau ihrer neuen und die
Reparatur der alten Reaktoren. Dies soll 10 Milliarden Dollar in den
nächsten zehn Jahren und weitere 20 Milliarden im zweiten Jahrzehnt des
neuen Jahrtausends kosten. Für den Bau der neuen Reaktoren - so heißt es in
dem Papier diskret - spräche auch der Umstand, dass vielerorts bereits
Baugruben ausgehoben wurden.

Und woher das viele Geld nehmen, wenn man es nicht stehlen will? Dafür hat
sich Atomminister Adamow eine ganz elegante Lösung ausgedacht: Russland
solle Haushaltsmittel sparen, indem es auf dem internationalen Markt die
Lagerung des verbrauchten Brennstoffes ausländischen Atomkraftwerken anbietet.

Bisher ließ das russische Gesetz die Einfuhr atomarer Abfälle nur zu, falls
diese aus von Russland erbauten ausländischen Atomkraftwerken stammten. Und
auch in diesem Falle forderte es strikt die Wiederausfuhr nach deren
Wiederaufbereitung.

Es ist kein Geheimnis, dass Minister Adamow seit langem als Lobbyist für die
Abschaffung dieser Gesetze wirkt. Im letzten Frühjahr verschwor er sich zu
diesem Zweck hinter dem Rücken seiner einheimischen Umweltschützer mit
ausländischen Firmen. Adamows Stellvertreter Nikolaj Jegorow unterzeichnete
damals mit Vertretern ausländischer Firmen, darunter der "Swiss Utility
Elektrizitäts-Gesellschaft-Laufenburg AG" eine Abmachung, derzufolge einige
tausend Tonnen verbrauchten Brennstoffes bis zum Jahre 2030 gegen Zahlung
von Milliarden Dollar nach Russland zur Wiederaufbereitung geschafft werden
sollten.

Wladimir Putin endlich scheint der Regierungschef zu sein, der diese
Gesetzesänderung umsetzt. Den Grund dafür liefert eine aus dem Streit
zwischen den Vereinigten Russischen Elektrizitätswerken und dem
Erdgasmonopolisten Gasprom erwachsene, schier unüberwindliche Energiekrise.
Die Elektrizitätswerke können das Erdgas vielerorts nicht mehr bezahlen.

Die Gasgesellschaft hingegen vergießt bittere Tränen um jeden Kubikmeter
ihres wertvollen Stoffes, den sie im Inland liefert, denn im Ausland bekommt
sie dafür den sechsfachen Preis. Gasprom hat sich in letzter Zeit häufig
gerächt, indem es in verschiedenen Regionen seine Lieferungen an die
Elektrizitätswerke einstellte.

Die Stromausfälle erregen den Zorn des Volkes. Atomstrom, so rechnen nun die
Vertreter des Ministeriums vor, sei - auch aus dieser Perspektive - um ein
Vielfaches billiger als der aus Erdgas gewonnene. Außerdem erlaube es der
vorliegende Plan, den Anteil des Gases als Ausgangsstoff für die gelieferte
Elektrizität auf 20 Prozent ihrer Gesamtmenge zu begrenzen. Dabei soll die
Elektrizität nicht drei- bis fünfmal teurer werden, wie bisher
prognostiziert, sondern nur noch doppelt so teuer.

Die Atomenergie präsentiert sich somit als unschlagbar billig. Die Vertreter
von Greenpeace Moskau und des Internationalen Sozial-Ökologischen Bundes
weisen darauf hin, dass die Folgekosten für die schweren Unfälle in der
Wiederaufbereitungsfabrik Majak 1957 und dem Kraftwerk von Tschernobyl, der
Verlust der verseuchten Territorien und die bei weitem nicht regelmäßig
überwiesenen Renten und Entschädigungszahlungen für Millionen von Opfern in
diese Rechnung nicht eingehen.

Ebenso wenig wie die Kosten der Wiederaufbereitung der Abfälle. Das dicke
Dokument des russischen Atomministeriums präsentiert uns also eine
Milchmädchenrechnung.

taz Nr. 6153 vom 27.5.2000 Seite 4 227 Zeilen TAZ-Bericht BARBARA KERNECK



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