barbariet i Afghanistan og her

From: Karsten Johansen (kvjohans@online.no)
Date: Wed Mar 07 2001 - 17:26:29 MET

  • Next message: Karsten Johansen: "spionering mot attac og nej til EU m.fl."

    De som Sovjets innblanding framprovoserte og USAs støtte brakte til makta i
    Afghanistan gjennomtrumfer sin islamske fascisme. Totalitarismen går fram
    overalt, dens forskjellige framtoninger fra Vesten til Østen hjelper
    hverandre fram. Vår modell hvor "seksualiteten brukes til å terrorisere
    befolkningen" (sitat fra et utmerket NRK-program i går) framprovoserer
    fundamentalismen i Øst. Osv.

    Karsten Johansen

    http://www.taz.de/tpl/2001/03/07.nf/text.Tname,a0013.list,TAZ_a1.idx,0

    barbarei in afghanistan

    Vormoderne mit modernen Mitteln

    Die islamistischen Taliban-Milzen sind dabei, religiöse Weltkultur zu
    zerstören. Fast 2.000 Jahre alte Statuen sind dem Vandalismus ausgesetzt.
    Nicht "die Welt" ist empört, wie es in vielen Kommentaren heißt - sondern
    nur der Westen. Selbst Länder, in denen der Bhuddismus zu den großen
    Religionen gehört, reagieren verhalten. Armut macht pragmatisch. In
    Afghanistan demontierte buddhistische Kunst kann in Pakistan verhökert
    werden - wie Opium und auf denselben Schleichwegen. Indien protestiert zwar,
    hat aber mit analogen Problemen zu kämpfen: Hinduistische Fundamentalisten
    wollen Moscheen niederreißen.

    Kommentar von GERHARD BESIER

    Bei der Vernichtung "unislamischer Kunstwerke" durch die Taliban denken
    Deutsche spontan an "artfremde Kunst" und deren Liquidation im "Dritten
    Reich". Mit gewissem Recht: Wie dort geht in Afghanistan vormoderne Barbarei
    eine Koalition mit der Moderne einer "Bewegungspartei" ein - die nicht nur
    Kunstwerke zerstört, sondern den Massenmord organisiert.

    Die Machthaber in Kabul ziehen seit Jahren eine Blutspur hinter sich her.
    Hunderttausende wurden hingeschlachtet, über eine halbe Millionen Zivilisten
    sind auf der Flucht. Die martialischen Gotteskrieger betreiben ihr blutiges
    Handwerk mit modernsten Waffen. Auch die "Götzenvernichtung" in Allahs Namen
    soll mit modernem Sprengstoff aus dem Arsenal international agierender
    Waffenhändler erfolgen. Die Revolution braucht Futter, will sie nicht veröden.

    Derweil spekuliert der Westen darüber, ob er erpresst werden soll.
    "Christliche" Dollars gegen buddhistische Kunst? Aufhebung von
    UNO-Sanktionen und Gewährung von Wirtschaftshilfe, um die Herrschaft des
    Hungers zu brechen? UNO und Nato werden sich vor allem nach den Kriterien
    für ihre Interventionen fragen lassen müssen. Ist Gewalt am Golf oder das
    bestialische Morden in der Adria-Region anders zu bewerten als das
    Abschlachten der Opposition in Afghanistan? Beinahe zynisch mutet es an,
    wenn das Schicksal der Opfer erst wieder Schlagzeilen macht, wenn die Täter
    "Weltkulturerbe" zerstören. Eine "humanitäre Katastrophe" gibt es für zehn
    Millionen Afghanen schon seit 20 Jahren. Moral ist nicht teilbar und
    vollends unglaubwürdig, wenn sie nur für politische Interessen
    instrumentalisiert wird. Solange der Westen hier nicht Klarheit schafft,
    fehlt ihm das moralische Recht zum kulturellen Protest.

    Historiker und Theologe, Professor der Uni Heidelberg



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