Inn i den visse framtid

From: Karsten Johansen (kvjohans@online.no)
Date: Sat Nov 25 2000 - 15:16:49 MET


"Ingenting tar lenger slutt" skrev Anders Heger klokt.

Menneskeheten er i ferd med å besegle sin framtid. Tiden fortsetter i
politisk og åndelig forstand baklengs mot noe verre enn nullpunktet 1922-45,
Hitler og Mussolini var kun begynnelsen (se under). Klimaet og miljøet går
mot helvete, år for år mere visst.

Ingen bortsett fra noen få promille ønsker å gjøre noe med noen av delene.
Og promillene minker.

"Politikk" dirigeres av stadig mer flatpannet og skamløs løgnaktighet.

Med orkanperioden snart i gang igjen på Vestlandet og varme nok og føhn til
nye runder med vintermodne jordbær i det som engang var Norge vil
mediesatanene ha stoff nok til ny propaganda for full rulle. Fascismens
framganger i Italia vil også skape glede i de kretser, og ellers vil nye
kastastrofer nok gjøre nytten sin.

De borgerlige hevder alltid at sosialister drives av misunnelse mot de rike
(de bygger på sin erfaring av egne "personligheter").

Frihetlige sosialister som jeg selv, folk som ønsker fornuft,
menneskelighet, kultur, natur (og vinter) har dog lenge ikke hatt andre å
misunne enn de døde, noe som sikkert på sin side gleder mange. Litt nytte
gjør vi da.

Dumheten har seiret, og folk som jeg må spørre seg: hva skal vi her?

Når framtiden ikke lenger er uviss, men en sikker og i over tretti år ubrutt
trend mot verre og verre og verre og verre og... som bare forsterkes og
forsterkes og forsterkes...

"Verden", dvs. kapitalen, har ikke lenger plass for annet enn ROBOTTER i -
kapitalens tjeneste. Alle mennesker vil kjede seg til døde ansikt til ansikt
med den visse og triste penge-varegalskapens "framtid" av stadig aksellerer-
ende vekst i penge-, vare- og energistrømmer.

"Kaos er brukt opp. Det var den beste tid" (Brecht) "Verdorben ist die Erde
durch die viel-zu-vielen" (Nietsche) "De vil klore og krafse inntil de har
overtrukket hver eneste sten med uhelbredelig eksem" (Zapffe).

Karsten Johansen

Som på slutten av tyvetallet går Italia igjen i spissen med en fascistoid
politisk utvikling.

Men nå er det taust i EU. Chirac, CDU, Høyre osv. er med på vogna:

http://www.taz.de/tpl/2000/11/25.nf/text.Tname,a0101.list,TAZ_me.idx,0

Koalition gegen die Moderne

Obwohl ihre völkischen Parolen alle Demokraten schrecken müssten, sind die
rechten Parteien in Italien auf dem Vormarsch. Und die Europäer schauen
ungerührt zu

Ziemlich einhellig waren die Reaktionen quer durch Europa, als Silvio
Berlusconi 1994 im Verein mit dem Postfaschisten Gianfranco Fini und dem
Lega-Nord-Chef Umberto Bossi die Wahlen gewann. Ob europäische
Sozialdemokraten, Liberale, Gaullisten, christlich und anders Konservative:
Alle behandelten das rechte Dreigestirn als Verein politischer
Schmuddelkinder, gingen auf Abstand zu dem staatsanwaltlich verfolgten
Medienzaren, dem gerade erst geläuterten Duce-Fan und dem populistischen
Radaubruder aus dem Norden.

Das Problem Berlusconi erledigte sich damals ganz von selbst, als die
Rechtsregierung dank interner Koalitionskräche schon nach neun Monaten
aufgeben musste. Im nächsten Jahr aber steht Europa womöglich ein Déjà-vu
bevor; erneut präsentieren Berlusconi, Fini und Bossi sich als
Bündnispartner, erneut haben die Rechten die besten Chancen, die nächsten
Parlamentswahlen zu gewinnen. Gegenwind aus Europa müssen sie, anders als
Jörg Haider, diesmal nicht erwarten. Die Schmuddelkinder von gestern gelten
heute als Respektspersonen.

Berlusconis Forza Italia darf sich mittlerweile nicht nur über die
Vollmitgliedschaft in der Europäischen Volkspartei freuen oder über die
regen Beziehungen zur Schwesterpartei CDU, bei der die Parteifunktionäre
modernes Parteimanagement lernen. Selbst Jacques Chirac, der am längsten
mauerte, gab seine Blockadehaltung vor einigen Wochen auf und empfing
Berlusconi im Elysée. Auch die Exfaschisten der Alleanza Nazionale haben
Fortschritte gemacht; sie präsentieren sich heute als biedere
rechtskonservative Partei, die im Europaparlament eine Fraktionsgemeinschaft
mit der irischen Fine Gael bildet.

Belohnt wird so das jahrelange geduldige Wirken der italienischen Rechten,
das auf europäischem Parkett nur auf eines zielte: auf die Demonstration von
Seriosität, Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit. Keinesfalls wollen die
"Staatsmänner" Berlusconi, Fini und Bossi wie noch 1994 als populistische
Polit-Aliens wahrgenommen werden. Haider kam da gerade recht - die drei
überboten sich in Distanzierungen von dem Kärntner Unhold. Selbst Bossi
vergass plötzlich Kundgebungen der Lega Nord mit Haider als Stargast und
erklärte, den Mann kenne er eigentlich gar nicht. Auch innenpolitisch
schlägt die Lega nach jahrelangem Sezessionsgetöse mildere Töne an und
bescheidet sich mit der scheinbar braven Forderung nach "Devolution". Die
selbst verordnete Weißwäscherei funktionierte nach Plan: Im August schloss
Joschka Fischer in einem Interview mit dem Corriere della Sera Sanktionen
gegen Italien für den Fall aus, dass dort die Rechte die Regierung
übernehmen sollte.

So viel Gelassenheit in Europas Hauptstädten - Rom inklusive - überrascht.
Denn zumindest die Lega Nord verwandelte sich in den letzten Jahren in eine
Heimstatt rechtsradikaler Tendenzen, die Haiders FPÖ als harmloses Häuflein
aussehen lässt. Da werden die Leser der Partei-Tageszeitung La Padania über
"wilde Männer" und die bei ihnen noch intakte "heilige Beziehung zwischen
Blut und Erde" aufgeklärt, eine Beziehung, die im Schwinden begriffen sei,
weshalb die "europäische Rasse" auf dem Spiel stehe. Da darf die
"Odinsgemeinschaft" für ihr Blättchen namens "Herold von Thule" werben, da
wird ein Buch mit dem schönen Titel "Gegen die Trikolore" wohlwollend
besprochen und der "natürliche, spontane Widerstand gegen die Modernität"
gefeiert, der vor 200 Jahren den Jakobinern in Italien entgegenschlug.

Da werden auf Lega-Kulturtagungen "Rom, der Islam und der Kommunismus" als
die drei stärksten Feinde der norditalienischen Völker gebrandmarkt.
Gegenwehr tue not: gegen die "weltweite Clique, die heute an der Macht ist"
und gegen die "internationalen Subjekte", die die "Ausrottung der Völker der
westlichen Welt" betreiben.

Vertraute Töne, die - natürlich angepasst an die neuen Zeiten - heftig an
die Werke eines "bedeutenden deutschen Staatsmanns" aus den 30er-Jahren
erinnern. Man stutzt kaum noch, dass ein gewisser Flavio Grisolia - seines
Zeichens nicht bloß Lega-Nord-Mitglied, sondern auch Chef des
"Kulturvereins" Trincea d'Europa (Schützengraben Europa) - gern gesehener
Autor und Interview-Partner von La Padania ist. Wer in den Kaderverein
hinein will, hat laut Herrn Grisolia "völlige Übereinstimmung mit dem
ethnonationalen Denken" mitzubringen. Auf gut Italienisch: Er muss die
"Kollaborationsregierungen" verdammen, die per Tolerierung der "islamischen
Invasion", per Abtreibung und Drogen am Genozid der europäischen Völker
mitwirken, und er muss stattdessen ein "auf den untrennbaren Banden von Blut
und Boden gründendes Europa" wollen, in dem kein Platz mehr ist für
"freimaurerische Globalisierung" oder für den "Finanz-Kolonialismus der
Multis".

Dass das in La Padania veröffentlichte Blut-und-Boden-Gerede so gemeint ist,
wie es klingt, erfährt der Neugierige, wenn er einen Blick auf die Website
der "Trincea d'Europa" wirft. Faschistisch ist dort schon die Ästhetik:
Kräftige, eichblattumkränzte Männerhände umklammern ein Schwert, dessen
Knauf ein Keltenkreuz ziert; schwarze Soldaten plündern christliche Kirchen;
im Stürmer-Stil gezeichnete Schwule bedrängen eine brave christliche
Familie. Faschistisch ist aber auch die Botschaft: Im ethnonationalen Staat
sind die Parteien abgeschafft. Stattdessen gibt's eine "Demokratie der
Clan-Chefs" der lokalen Gemeinschaften, und über allen thront der "Capo
(wieso nicht Duce?) der Nation". Bis dahin muss jedoch der "tödliche Kampf"
zwischen den "Völkern und ihren Traditionen einerseits", den
"globalistischen und modernistischen Kräften andererseits" durchgestanden
werden - ein Kampf, der erst mit der "völligen Eliminierung einer der beiden
Seiten" enden werde.

Mit diesen Positionen konfrontiert, befand Giulio Tremonti - der
Spitzenpolitiker der Forza Italia hatte den neuen Pakt mit der Lega Nord
ausgehandelt -, da handle es sich um reine "Folklore", die alles andre als
typisch für die Lega sei. Auch Berlusconi wiegelt ab - er persönlich bürge
für die Lega. Doch die Bürgschaft ist ohne Wert, denn das rechtsradikale
Gerede ist in der Lega mittlerweile Commonsense. Parteichef Bossi selbst hat
- so als schreibe Flavio Grisolia seine Reden - Freimaurer, Finanzhaie,
Muslime und Kommunisten als Feindbild installiert, er wettert ganz im Stil
der "Schützengraben"-Leute gegen freimaurerische Pläne zur Ausrottung der
europäischen Völkerschaften.

Irgendetwas aber haben die Logenbrüder wohl falsch gemacht - europaweit
nämlich scheint es kaum jemanden aufzuregen, das demnächst vielleicht
Minister der Lega Nord in Italien mitregieren. Bisher lebte Bossi prächtig
davon, dass seine Sprüche als Entgleisungen durchgingen. Es ist höchste
Zeit, ihn und seine rechtsextremen Gefährten endlich ernst zu nehmen.
MICHAEL BRAUN

taz Nr. 6306 vom 25.11.2000, Seite 11, 237 Zeilen Kommentar MICHAEL BRAUN ,
taz-Debatte



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